Aktuelle Urol 2002; 33(2): 151-156
DOI: 10.1055/s-2002-23190
Operative Techniken
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Rekonstruktion des kleinen Beckens bei Patienten mit Blasenekstrophie mittels Kallusdistraktion

R.  Stein1 , Th.  H.  Jünger2 , F.  Kerschbaumer3 , H.-P.  Howaldt2 , R.  Hohenfellner1
  • 1Urologische Klinik und Poliklinik im Klinikum der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
  • 2Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Justus-Liebig-Universität Gießen
  • 3Abteilung für Rheumaorthopädie, Orthopädische Universitätsklinik Frankfurt Johann-Wolfgang-Goethe-Universität
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Publication Date:
26 March 2002 (online)

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Einleitung

Die Annäherung beider Schambeinäste erleichtert sowohl den primären als auch den sekundären Verschluss der exstrophen Blasenplatte [1]. Verschiedene Techniken zur Osteotomie stehen zur Verfügung [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13]. Unabhängig von der verwendeten Methode, kommt es im weiteren postoperativen Verlauf, insbesondere bei weitem Abstand der Schambeinäste zur Rediastase [1] [14].

Die Phalluslänge hängt größtenteils vom Ausmaß der Schambeindistase und somit von der unterschiedlich ausgeprägten Separation der beiden Corpora cavernosa ab. Die Technik des „penile disassembling” [15] hat die Genitalrekonstruktion wesentlich erleichtert. Trotz dieser Fortschritte sind die ästhetischen Ergebnisse durch die weiter bestehende divergente Fixation beider Corpora cavernosa an den separierten Schambeinästen limitiert [16]. Somit entscheidet die stabile Rekonstruktion des knöchernen Beckens über die spätere Länge des Penis und stellt eine chirurgische Herausforderung dar. 1968 beschrieb Ilizarov [17] erstmals die so genannte Kallusdistraktion. Das Verfahren ist heute in der Orthopädie, Unfallchirurgie sowie Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie ein etabliertes Verfahren [17] [18] [19] [20]. Bei der schrittweisen Knochendistraktion von 1 - 2 mm pro Tag kommt es zwischen den beiden distrahierten Enden zur Knochenneubildung. Während der Distraktionsphase erfolgt die Einsprossung von Osteoblasten. In der Konsolidierungsphase kommt es im Osteotomiespalt zur Verlängerung des zunächst noch bindegewebigen Kallus, der sich später durch funktionelle Belastung in stabilen Knochen umwandelt. 1998 wendeten wir erstmals das Prinzip von Ilizarov bei einem Knaben mit Blasenekstrophie an [21]. Im Gegensatz zu den bisher verwendeten Osteotomien liegt ein wesentlicher Vorteil dieser Technik in dem belastungsstabilen Verschluss des knöchernen Beckens. Des Weiteren führt die simultan mit der Distraktion verbundene Rotation des Ramus inferior ossis pubis nach kranial zu einer Annäherung bei der Corpora cavernosa.

Indikation

  • Genitalrekonstruktion bei Knaben mit weitem Abstand der Schambeinäste

  • Beckenringverschluss bei Blasenekstrophie

Kontraindikationen

  • Geringe Diastase der Schambeinäste

  • Hautinfektionen

Anästhesie

  • Intubationsnarkose

Instrumentarium

  • Knochendistraktor für extraorale Unterkieferdistraktion (Normed, Tuttlingen)

  • Raspatorium

  • Oszillierende Säge

  • Knochen Pins zur Aufnahme des Distraktors

Literatur

Dr. med. R. Stein

Langenbeckstr. 1

55131 Mainz

Phone: 06131 177183

Fax: 06131 232986 oder 06131 230462

Email: Stein@urologie.klinik.uni-mainz.de